Die Bratpfanne und die Parlamentswahlen

"Folge deinen Träumen", findet sich auf Tassen, Versperbrettchen und Zuckertütchen zum Kaffee. Der gut gemeinte Motivationsspruch ist für meine Begriffe schon derart abgedroschen, dass ich mich eigentlich hüte, ihn zu verwenden. Im Januar hat mir ein Traum tatsächlich meinen Irrweg aufgezeigt, weswegen der Spruch meinen aktuellem Newsletter als Titel zieren darf.

Es ist eine Tatsache, dass Frauen in Wirtschaft und in der Politik zu wenig vertreten sind. Das finde ich als Feministin der Brückengeneration unausgewogen und zu korrigieren. Die Bemerkung einer Politikerin, dass Frauen zu feige seien, sich öffentlich zu engagieren, triggerte mich schließlich vor Weihnachten und plötzlich war ich davon besessen, mich 2019 für die Nationalratswahlen aufstellen zu lassen. Ich behaupte über gesunden Menschenverstand zu verfügen und hege die Zuversicht, dass es gelingen kann, den Klimakollaps aufzuhalten, eine friedliche und gesunde Lebensgrundlage in der Gesellschaft und auf dem Planeten zu schaffen.

Ich hütete und brütete die Idee aus und teilte sie mit nur wenigen Menschen. Die einzig für mich infrage kommende Partei, bei der ich schon viele Jahre Mitglied bin, ist die IP, die Integrale Politik Schweiz. Sie vertritt meine Werte, mein Menschenbild, den Ansatz einer fairen Wirtschaft und einer friedlichen Ko-Existenz mit der Natur. Meine Kandidatur wurde von der Schweizer Geschäftsstelle der Partei sehr begrüsst. Das Treffen für das weitere Vorgehen war schon festgelegt.

 

Dass auf der grossen Weltbühne zeitgleich Marianne Williamson, die amerikanische Autorin, ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2020 ankündigte, sah ich als gutes Omen.

 

Und dann der Traum:

An einem Sonntagmorgen befand ich mich in einer Menschenmasse, die auf einem grossen Platz einer Kleinstadt, in Festbänke gepfercht, den Wahlresultaten entgegenfieberte. Mein Berufsschullehrer moderierte den Anlass von einer Festbühne. Plötzlich hörte ich seine Stimme, die sich vor Begeisterung fast überschlug, meinen Namen rufen:

 

"Auf dem hervorragenden zweitletzten Platz mit glänzenden zwei Stimmen ist Frau Gasser."

 

Ich drückte mich in die Bank, um nicht gesehen zu werden. Der Moderator rannte auf mich zu, umarmte mich, strahlte mich an, als hätte ich die Wahl gewonnen. Glücklich, mir eine Freude zu machen, überreichte er mir den Trostpreis: Eine Antihaft-Bratpfanne

 

Ich wusste beim Erwachen sofort, was mir mein Unterbewusstsein verklickern wollte: Die Politik, wie sie heute funktioniert, ist nichts für mich. Die Botschaft war deutlich genug: Ich würde, so wie ich ticke, wahrscheinlich von Medien und Kontrahenten, ziemlich sicher auch vom Stammtischvolk komplett in die Pfanne gehauen. Meine Anliegen und meine Art würde gar nicht durchdringen, sondern an der Antihaft-Fassade der jetzigen Politiker-Typen abgleiten. 

 

Grinsend habe ich meinem Liebsten vom Traum und meinem sofortigen Entschluss, die Idee mit der Politik ein für allemal fallen zu lassen mitgeteilt. Er hat mitgelacht und war sehr sehr froh. 

 

Ich habe verstanden, dass ich meine Talente anders einbringen sollte.