
Bei Abendessen tauschen wir uns jeweils über unseren Alltag, über Freud und Leid so durch den Tag, aus. Der Mann erzählt vom Business, die Jungs von Schule oder Sport und ich vom Schreiben.
Wie ich an der Reihe bin, platze ich vor Stolz heraus:
"Ich habe in Wien einige Trude Fans gewonnen!"
Der jüngere Sohn, ein erklärter Youtuber und Instagrammer:
"Wieviele denn genau?"
Ich zögere und sage schliesslich:
"Ja so fünf ungefähr..."
Der Kleine lässt sich von der Bank zu Boden gleiten und krümmt sich dort vor Lachen. Der Grosse steigt sofort mit ein, bald folgt mein Mann und das Esszimmer dröhnt vor Gegröle und Lachsalven. Ich verstehe schnell und lasse mich von der Fröhlichkeit anstecken.
In der modernen Social Media Welt der Influencer und Youtuber mit über 100'000 Followern fallen Trude-Leserinnen, die an einer Hand abzuzählen sind, eher popelig aus, muss ich zugeben und bedenke milde den Generationen-Graben. Ich lasse mir jedoch als Schweizerische Noch-No-Name-Schriftstellerin meinen kleinen "Fame" (Ruhm) im Ausland nicht nehmen. Es bedeutet mir unendlich viel und ist ein Anfang über die Landesgrenzen hinaus. Und ich weiss genau, dass sich meine Teenagerboys über meine kleinen Erfolge mitfreuen, es aber zu uncool ist, es zu zeigen.
Seither haben wir alle jedes mal ein breites Grinsen, wenn nur das Wort "Fame" im Haus fällt oder mich der Jüngste fragt:
"Und? Wieviele Fans hast Du heute in Wien?"und ich erwidere: "Hmm. Vielleicht sieben?!"
Ich liebe meine Familie. Und ich liebe meine fünf oder fünfzig Wiener Fans!